Welche Entwicklungschancen gibt es?

Welche Entwicklungschancen gibt es im Bereich GMP?

Die Entscheidung als GMP-Expert:in tätig zu sein, ist eine klare Entscheidung für die Zukunft. Eine Entscheidung für die große Welt der Life Sciences Industrie und damit für vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.

GMP-Erfahrenen stehen viele Türen offen. Sie sind in Klein- und Mittelstandsunternehmen ebenso gefragt wie in großen, weltweit agierenden Konzernen. Es ist kaum abzusehen, dass der Bedarf an GMP-Expert:innen geringer wird. Ganz im Gegenteil: Der Bedarf an Fachkundige mit dem gewissen GMP-Know-how wird stetig steigen.

Einstieg

Hochschulen bieten heute einige Grundlagen zu den Themen Life Sciences Technology, Pharma und GMP. Das eigentliche Wissen, die Hintergründe zu GMP und das „How-To-Do“ lernt man jedoch am besten in der Praxis, sozusagen on-the-job. Die Grundlagen des Technik- und Verfahrenswissens werden an der Hochschule vermittelt – das GMP-Wissen lehrt die Praxis. Ein Quereinstieg über eine adäquate Ausbildung ist ebenfalls möglich. Der übliche Einstieg erfolgt für Hochschulabsolvierende i. d. R. als Validierungs- oder Qualifizierungsingenieur:in.

Eine erste Entscheidung ist zu fällen: Gehe ich direkt in die Industrie und lerne in einem Teilbereich tiefes Wissen? Oder gehe ich in ein Beratungshaus und lerne viele Bereiche und Industrien kennen? Wichtig hierbei ist zu berücksichtigen, welche Möglichkeiten es gibt, das erforderliche GMP-Wissen auszubauen.

Der Validierungs-Erfahrene

In den ersten zwei bis drei Jahren sammeln GMP-Einsteigende ihre Erfahrung überwiegend in Validierungsprojekten. Das ermöglicht ihnen, immer vielfältiger in einem GMP-Projekt mitzuarbeiten; etwa auch selbständig Risikoanalysen mit der Kundschaft auszuarbeiten und diese zu moderieren.

Im Life Sciences Umfeld spricht man bei Validierenden und GMP-Erfahrenen auch gerne von „Consultants“.

Vollumfängliche GMP-Beratungsleistungen sind nach zwei bis drei Jahren Praxiserfahrung noch nicht komplett alleine zu stemmen. Dennoch ist dies wieder ein Zeitpunkt, an dem sich viele angehende GMP-Expert:innen an einer Weggabelung hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft wiederfinden: Entscheide ich mich für den Weg in die Dienstleistung und Beratung, oder gehe ich den Weg in die produzierende Industrie? Ist die Abwechslung der Beratung, die Mobilität und die Vielfältigkeit der Aufgaben das Richtige, oder sehe ich meine Zukunft im produzierenden Umfeld der Großindustrie an einem festen Arbeitsplatz? Beides hat seinen Charme, beides bietet Chancen und Möglichkeiten.

Arbeiten in Produktionsunternehmen

Das Thema GMP hat heute in der produzierenden Life Sciences Industrie, insbesondere in der Pharma, seinen festen Platz, ist eingebunden in Abläufe, Organisationen und Konzernstrukturen. Ohne GMP-Erfahrene geht nichts mehr. Auf der technischen Seite sind auch im produzierenden Umfeld Qualifizierende ebenso gefragt wie planende Ingenieur:innen, die sich mit speziellen technischen Fragen auseinandersetzen. Insbesondere mit der Frage, wie eine GMP-gerechte Maschine oder Anlage auszusehen hat.

Technik und Verfahren werden aber oftmals getrennt, so dass Verfahrensvalidierende und Anlagenqualifizierende in unterschiedlichen Abteilungen beschäftigt sind. Dabei erschöpft sich das Thema sicher nicht in der reinen Validierung und/oder Qualifizierung. In produzierenden Unternehmen spielt vor allem der laufende GMP-Betrieb eine wichtige Rolle.

Verfahrensanweisungen zu speziellen Aufgaben und Themen werden geschrieben, Mitarbeitende unterwiesen oder geschult. Produktionsabweichungen und/oder Änderungen an Anlagen und Verfahren werden bearbeitet, diskutiert, geprüft und genehmigt. Besuche von Behörden oder der Kundschaft werden geplant und begleitet. Mängel werden aufgearbeitet und Optimierungen im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten vorangetrieben.

Besonders in größeren Pharmaunternehmen haben sich rund um GMP eigene Abteilungen gebildet, die sich den unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern von Qualifizierungs- und Validierungsaufgaben bis hin zur Qualitätssicherung widmen. So gibt es Compliance Abteilungen, die für vergleichbare Qualitätsstandards an den unterschiedlichen, weltweiten Standorten sorgen. Oftmals existiert eine eigene Gruppe von Personen, die Audits durchführen, und die sich nur darauf spezialisiert hat, Rohstofflieferanten regelmäßig unter die Lupe zu nehmen. Und nicht zu vergessen die Qualitätskontrolle, die im Rahmen der routinemäßigen Analytik stark von GMP-Anforderungen betroffen ist. GMP-Expert:innen sind auf Themen spezialisierte, fachkundige Personen für den jeweiligen Bereich.

Kleinere produzierende Unternehmen können sich derart spezialisierte Abteilungen nicht leisten. GMP-Erfahrene sind hier wesentlich vielfältiger eingesetzt und nehmen mehrere unterschiedliche Aufgaben wahr.

Arbeiten beim Dienstleister

Der größte Unterschied gegenüber den produzierenden Unternehmen ergibt sich aus der Vielfältigkeit der wahrzunehmenden Aufgaben. Ein breites Klientel-Spektrum unterschiedlichster Industrien bringt wechselnde Situationen und neue Aufgaben - jedes Projekt, jede Kundschaft sind stets verschieden. Und das breite Spektrum bietet die Möglichkeit, ein breit angelegtes Praxis- und Fachwissen aufzubauen und anzuwenden. Ist das Know-how und die Expertise aufgebaut, sind es genau diese breiten Erfahrungen aus der Praxis, die einen Vorteil bieten und auch das sichere Anwenden von Bekanntem ermöglichen.

Diese attraktive Arbeitssituation bringt jedoch höhere Anforderungen an die Flexibilität hinsichtlich Ort und Zeit. Denn die zu betreuenden Anlagen und Verfahren befinden sich bei der Kundschaft und daher nicht immer in unmittelbarer Nähe eines festen Arbeitsorts. Dienstreisen sind angesagt, Tages- aber auch Wochenreisen oder ein längerer Aufenthalt im In- und Ausland sind üblich. Das ist in manchen Lebensphasen sicherlich herausfordernd, bietet jedoch maximale Abwechslung und vielfältige Aufgaben.

Bei der Kundschaft werden vom dienstleistenden Unternehmen nicht nur unterschiedliche Anlagen oder unterschiedliche Verfahren in Augenschein genommen, sondern man beschäftigt sich vor allem mit den unterschiedlichsten GMP-Systemen. Diese unterscheiden sich enorm je nach Produkt und Klientel; Dokumentations- und Regelungsaufwand variieren stark. Das Wissen über unterschiedlichste Regularien und länderspezifische Anforderungen ist ebenso entscheidend wie auf die Kundschaft einzugehen.

Diese und weitere Eigenschaften sind bei beratenden Dienstleistungsunternehmen gefragt. Die Begeisterung und die Fähigkeit, Herausforderungen anderer aufzugreifen, sie zu verstehen und die erforderlichen Lösungen auszuarbeiten, sind die Eigenschaften, die dazu führen, dass GMP-Beratende Spaß bei ihrer Arbeit haben. GMP-Beratende genießen den Umgang mit Menschen und die Abwechslung in ihrem Beruf. Wer eher Routine sucht ist hier evtl. nicht richtig aufgehoben.

Die Karriereleiter

Wer sich für den Schritt in die GMP-Welt entscheidet und GMP-Expert:in werden möchte, sollte sich bewusst sein, dass man als speziialisert und Wissens tragende Person gefragt ist. Das bedeutet: Lernen ist die Grundlage der Weiterentwicklung, die Grundlage der Karriere. Frei nach Rudolf von Bennigsen-Förder: „Stillstand ist Rückschritt“. 

So sind alle Entwicklungen anfangs auf eine Fachkarriere ausgerichtet, GMP-Wissen und Praxis-Erfahrung stehen im Vordergrund. 

Doch auch als GMP-Expert:in kann man Managementaufgaben übernehmen und eine Führungskarriere starten. Dies beginnt zumeist mit der Rolle als projektleitende Person, in der man sich verantwortlich für Projekte oder spezielle Aufgabenpakete zeichnet und dabei andere anleitet. Üblicherweise zunächst einzelne Mitarbeitende, dann kleinere Teams, bis zur Führung einer Gruppe, in großen Unternehmen bis hin zur Leitung einer kompletten Abteilung. 

Karriere in Industrieunternehmen bedeutet häufig die schrittweise Übernahme von Personalverantwortung und Managementaufgaben während des Emporkletterns in einem hierarchischen Organisationsgebilde. 

Karriere bei beratenden Dienstleistungsunternehmen drückt sich meist in der Lenkung eines Fachbereichs und einem zunehmend breiter ausgerichteten Arbeitsalltag aus – mit viel Verantwortung, aber auch mit viel Gestaltungsspielraum. Neben der Verantwortung für Exzellenz und Wirtschaftlichkeit der absolvierten Projekte zählen auch Kontakte in die Fachwelt, das Networking, zu den Managementaufgaben.

Gehaltsentwicklung

Hochschulabsolvierende eines Ingenieurberufs sind am Arbeitsmarkt sehr gefragt und umworben. Das bedeutet, sowohl in der Industrie als auch bei Dienstleistungsunternehmen gibt es kaum noch Unterschiede, was Einstiegsgehälter und Konditionen angeht.

Im Lauf der Entwicklung punktet natürlich die Pharma-Industrie mit attraktiven Steigerungen der Vergütungen und Add-Ons, wie sie weltweit agierende Großkonzerne bieten können. Einhergehend mit einem nicht unerheblichen Anstieg der organisatorischen Einbindung und der Ausrichtung auf sehr spezifische Aufgabenstellungen des jeweiligen Unternehmensbereichs. Dienstleistungsunternehmen sind fachlich in der Regel breiter ausgerichtet und fokussieren im Bereich der Personalentwicklung auf den Aufbau von Fachwissen und den betriebsweiten Einsatz der jungen Mitarbeitenden. Auch hier geht die Entwicklung mit einer Gehaltssteigerung einher, wenn auch nicht in dem Maße, wie in der Großindustrie.

Ist ein gutes Level an Fachkompetenz erreicht und zunehmend eigenverantwortliches Arbeiten möglich, ziehen die Konditionen der Dienstleistungsunternehmen jedoch wieder nach. Üblich sind etwa leistungsabhängige Bonuszahlungen oder ein Firmenwagen. Nicht-monetäre Aspekte wie die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten oder flexible Arbeitszeitregelungen machen das Arbeiten beim Beratungsunternehmen nicht selten deutlich attraktiver.

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